Varanasi ist die Stadt des Shiva. Gott Shiva, der Zerstörer wird mit Schrecken gesehen, als der Gefährliche, der alles zerstört. Alles, was der Mensch sich im Leben aufbaut und erhalten will. Doch so ist es nicht gemeint. Shiva steht an dritter Stelle des Trimurti: Brahma der Erschaffer, Vishnu, der Erhalter und Shiva, der Zerstörer. Shiva zerstört nicht, was Brahma aufgebaut und Vishnu mühsam erhalten hat. Shiva zerstört das, was nicht überdauern soll. Du kannst nicht behalten, was du nicht behalten kannst.
Shiva zerstört Karma.
Karma ist das, was nach hinduistischer und buddhistischer Lehre die guten und schlechten Taten von diesem und bisherigen Leben als Schicksal bestimmt.
Das ist positiv zu bewerten, da das Karma aufgelöst werden muß, wenn man negatives Karma angesammelt hat.
In einem Leben reich an persönlicher Weiterentwicklung gibt es immer wieder Entbehrungen und Abschiede von nahestehenden Menschen, um neue Räume für Weiterentwicklung zu schaffen. Dies kann mit dem persönlichen Karma zusammenhängen.
Um dem Hinduismus zu begegnen, und für sich selbst Klärung in bestimmten Lebensfragen zu finden, ist Varanasi ein sehr geeigneter Ort. Er verpflichtet zu geweiteter Sinneswahrnehmung. Varanasi
fordert dich heraus, hell wach zu sein, alleine schon wegen dem hektischen Getriebe in den schmalen Gassen der Altstadt, die wie ein endloses Netz scheinbar alle miteinander verbunden sind.
In diesen Gassen, kommen einem Menschen und Mofas entgegen, Kühe und Asch-Saddhus, Durgas und Pilger, Jainis und Babas, Ziegen und Geschäftsleute. Die Handwerkshöhlen und Verkaufsläden säumen den
Weg. Es wird Paneer hergestellt und Feuerholz gehackt.
Heiligenbilder verkauft und Chai gekocht. Varanasi ist die älteste lebenige Stadt der Erde. Varanasi beschreibt die Gegend, die zwischen dem Fluss Varuna und dem Assi Ghat liegt: Varan-asi. 84 Ghats säumen das Ufer des Ganges, an 84 Stellen kann man die Stufen heruntersteigen, um die heilige Ma Ganga zu berühren.
Hierher kommen täglich tausende Pilger und Menschen, die sich zu dem letzten Ort ihres Lebens zu begeben, um sich hier am Ganges vom Leben zu verabschieden. Es ist ein guter Ort zum sterben, denn gegenüber auf der anderen Seite von Ma Ganga wartet das ewige Nichts, die endlose Weite.